Der gestrige Schwimmkurs war, um es milde auszudrücken, ernüchternd. Der Kurs war überfüllt, und parallel donnerte laute Musik aus einem gleichzeitig stattfindenden Aqua-Fitnesskurs durch die Halle. Zu allem Überfluss war der Schwerpunkt des Kurses, entgegen meiner Annahme, das Kraulschwimmen – obwohl es dazu ohnehin zwei separate Kurse im Angebot gibt. Logisch war das nicht.
Trotzdem wollte ich das Beste daraus machen und versuchte, mich mit dem Kraulschwimmen anzufreunden. Aber, was soll ich sagen: Es war ein Krampf. Ich habe noch nie gekrault und einfach probiert es den anderen nachzumachen, und als der Trainer dann meinte, wir sollten auch mal den Delfinstil machen, war ich endgültig raus. So viel sei gesagt: Wenn es ein Ranking meiner Schwimmfähigkeiten gäbe, stünde „Delfin“ irgendwo zwischen „gar nicht“ und „was zur Hölle mache ich hier eigentlich?“.
Im Gespräch mit dem Trainer erklärte ich, dass ich mich auf einen Triathlon vorbereite. Er riet mir dringend, das Kraulen zu lernen, da es die Beine weniger beansprucht als das Brustschwimmen. Er meinte auch, dass ich bis August genug Zeit hätte, es zu lernen, sofern ich regelmäßig übe. Aber dann kam die Einschränkung: „Ohne Trainer wird das schwierig, da schleichen sich schnell Fehler ein.“ Frust Nummer eins.
Nach der Stunde fühlte ich mich hin- und hergerissen. Auf der einen Seite klang das Kraulschwimmen logisch und effektiv, auf der anderen Seite sah ich die Herausforderung und die Hürden, die vor mir lagen. Also ging ich nach Hause, scrollte mich durch Kraul-Tutorials auf YouTube und beschloss: Einfach probieren.
Heute startete ich erstmal mit etwas, das vermeintlich einfach ist: 20 Kilometer Radfahren auf dem Ergometer. Das sollte ja meine leichteste Disziplin werden, dachte ich. Denkste! 56 Minuten hat es gedauert. Ich hatte mit 50 Minuten gerechnet – und das ohne Straßenverkehr, Steigungen oder Windwiderstand. Der erste Biss vom „Triathlon-Frust-Kuchen“ war genommen.
Aber ich wollte nicht aufgeben. Nach dem Radeln gab’s in der Umkleide erstmal eine Laugenstange für die Moral und ein weiteres Kraul-Video zur Inspiration. Mit neuem Mut schlüpfte ich in den Badeanzug und ging ins Schwimmbad. Geplant waren Trockenübungen im kleinen Becken, aber ein älterer Herr zog dort so gemütlich seine Bahnen, dass ich ihm nicht im Weg sein wollte. Also ab ins 25-Meter-Becken. Die Übungen aus dem Video liefen ganz okay. Hoffnungsschimmer!
Dann wollte ich noch ein paar Bahnen kraulen. Fehler. Es war furchtbar. Wasser in der Nase, Wasser im Mund, beschlagene Schwimmbrille – es lief alles schief. Meine Motivation sank in den Keller. Der „Triathlon-Frust-Kuchen“ bekam seine zweite Etage.
Jetzt weiß ich auch erstmal nicht weiter, wie es weitergehen soll. Einerseits hätte ich wirklich Lust, das Kraulen zu lernen. Es ist technisch anspruchsvoll, effizient und einfach die perfekte Schwimmtechnik für einen Triathlon. Andererseits wird mir immer klarer: Ohne Trainer wird das kaum klappen. Die ganzen YouTube-Videos und Tutorials sind zwar hilfreich, um ein Grundverständnis zu bekommen, aber das reicht nicht. Es gibt so viele kleine Details – von der Armführung bis zur Atmung – bei denen man sich schnell Fehler angewöhnt, die später schwer zu korrigieren sind.
Das eigentliche Problem: An einen Kraulkursplatz zu kommen, ist wie ein Lottogewinn. Die Kurse sind entweder schon ausgebucht oder liegen zu Zeiten, die für mich einfach nicht machbar sind. Und dann stelle ich mir die Frage: Will ich jetzt wirklich so viel Zeit, Energie und vielleicht auch Frustration investieren, um eine neue Schwimmtechnik zu lernen? Oder sollte ich mich doch lieber aufs Brustschwimmen konzentrieren, das ich ja grundsätzlich beherrsche?
Nicht, dass das alles wäre. Beim Radfahren dachte ich eigentlich, ich hätte es leicht. Schließlich hatte ich angenommen, dass das die Disziplin wird, die ich mehr oder weniger „nebenbei“ meistern kann. Aber das war ein ziemlicher Trugschluss. Die 20 Kilometer auf dem Ergometer haben mir heute gezeigt, dass auch hier noch viel Arbeit vor mir liegt. Es ist nicht nur die Kondition, sondern auch die Kraftausdauer, die ich aufbauen muss. Und auf der Straße wird das nochmal eine andere Herausforderung mit Steigungen, Wind und Verkehr.
Ich stehe jetzt also ein bisschen zwischen den Stühlen. Es gibt so viel zu tun, dass ich mich frage, wo ich überhaupt anfangen soll. Vielleicht liegt die Lösung darin, einen klaren Plan zu machen und kleine Schritte zu gehen. Aber im Moment fühlt sich alles einfach überwältigend an.
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